Die Polykondensation
1. Allgemeine Bedeutung:
Durch die Kondensationsreaktion entstehen Polykondensate unter der
Abspaltung von Nebenprodukten, in der Regel Wasser. Schematisch kann
man sich diese Reaktion in etwa so vorstellen:
Die Polykondensation läuft in Stufen ab, das heißt, die Kette kann auf
verschiedene Weisen wachsen. Es reagieren entweder Monomere zu längeren
Ketten oder zwei beliebig lange Ketten reagieren ohne dass die Reaktion
abgebrochen wird, da die Monomere bzw. Ketten für diese Reaktion
mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen müssen (z.B. Hydroxyl-,
Carboxyl-, oder Aminogruppen).
Unter Polykondensation werden mehrere Reaktionen zusammengefasst, die zu
unterschiedlichen Kunstoffen führen. Einige dieser Reaktionen und deren
Produkte werden im Folgenden erklärt.
2. Polyester
Durch die Veresterung von Alkoholen und Carbonsäuren mit mindestens zwei
funktionellen Gruppen entstehen Polyester. Durch die fortgesetzte
Verknüpfung der endständigen Gruppen wird bei zwei funktionellen
Gruppen eine lange Kette gebildet. Verwendet man jedoch trifunktionelle
Moleküle, wird eine räumliche Vernetzung ermöglicht.
Ein besonderer Typ des Polyesters entsteht bei der Veresterung von
Hydroxycarbonsäure, da hierbei nur eine Art Monomer verknüpft wird.
Es können also Monomere mit nur einer oder aber auch zwei oder mehr
funktionellen Gruppen zu Polyestern verknüpft werden.
Polyamide entstehen durch eine Reaktion von Aminogruppen mit Carboxylgruppen,
wobei Wasser abgespalten wird und die reagierenden Moleküle eine Amidbindung
miteinander eingehen. Um kettenförmige Moleküle zu erhalten, muss jedes der
Edukte mindestens zwei funktionelle Gruppen aufweisen.
Zwei der wichtigsten Polyamide sind Nylon 6,6 und Perlon (Polyamid 6).
Die beiden Stoffe unterscheiden sich durch ihre Monomere. Nylon 6,6 besteht
aus einem Diamin (1,6-Diaminohexan) und einer Dicarbonsäure (Hexandisäure).
Die Ziffern 6,6 geben an wie viele C-Atome das jeweilige Monomer besitzt.
Perlon dagegen besteht nur aus einem Monomer (6-Aminohexansäure),
welches sowohl eine Aminogruppe als auch eine Carboxylgruppe aufweist.
Aufgrund der Polarität der Amidbindungen können zwischenmolekulare
Kräfte (Wasserstoffbrücken) gebildet werden, weshalb Polyamidfasern
sehr stabil sind.
4. Phenoplaste
Phenoplaste entstehen durch die Kondenstation von Phenolen und Aldehyden,
dabei werden drei Wasserstoffatome des Phenols durch –CH
2OH Gruppen
ersetzt. Durch die anschließende Abspaltung von Wasser entstehen
Vorkondensate, die je nach gewünschtem Ergebnis noch mit unterschiedlichen
Kondensationsmitteln versetzt werden.
Im sauren Milieu reagieren die Vorkondensate zu Phenolalkoholen, die sich
untereinander stark vernetzen, da die anderen Hydroxylgruppen mit den H
3O
+
Ionen zu Wasser reagieren und somit die freien Kohlenstoffatome weitere
Bindungen zwischen den Monomeren eingehen können. Auf Grund der
höheren Vernetzung härten diese Kunststoffe von selbst aus.
Bei der Zugabe von basischen Kondensationsmittel bilden sich dagegen
zähflüssige Harze aus.
Werden die Vorkondensate jedoch unter hohem Druck erhitzt, bilden sich
unter Abspaltung von Formaldehyd-Molekülen dreidimensional vernetzte
Moleküle.
Phenoplaste zählen auf Grund ihrer durch die Herstellung gegebenen
Eigenschaften zu der Gruppe der
Duroplaste.
5. Aminoplaste
Vernetzung im Duroplasten
Die Herstellung von Aminoplasten ähnelt der der Phenoplaste,
außer, dass hierbei Aldehyde und Moleküle mit Aminogruppen,
wie zum Beispiel Harnstoff, mit einander reagieren. Die Monomere
benötigen auch hier mindestens zwei funktionelle Gruppen, um den
Fortlauf der Reaktion zu gewährleisten.
Bei der Reaktion wird das Molekül mit Aminogruppen methyliert und
anschließend in einer Polykondensationsreaktion mit weiteren
methylierten Molekülen unter Wasserabspaltung zu einer Kette
verknüpft wird. Die Verknüpfung erfolgt über
Amidbindungen, die wie die Peptidbindungen, auf einer -N-CO- Bindung basieren (siehe rechtes Bild).
Durch die Kondensationsreaktion entstehen Vernetzungen, die sich zu einem
duroplastischen Kunststoff ausbilden.
6. Silicone
In den meisten Fällen besteht das Grundgerüst der Atome aus Kohlenstoffatomen, bei den Silikonen jedoch aus einer Silicium-Sauerstoff-Ketten anderen Siliciumatomen organische Gruppen hängen, wie zum Beispiel Methylgruppen.
Silicium reagiert mit zwei Chlormethanen zu Dichlormethylsilan, das durch
die Reaktion mit Wasser Chlorwassersstoff abspaltet und durch die weitere
Verknüpfung an den neu entstandenen Hydroxylgruppen entsteht
schließlich Polydimethylsiloxan, also Silicon.
Kondensationsvernetzter Silikonkautschuk
Die Ketten können
unterschiedliche Längen erreichen und sich auch untereinander
vernetzen, wobei die Eigenschaften des Silicons durch die Struktur
bestimmt wird. Liegt ein rein kettenförmiges Silicon vor, so ist es
flüssig und wird als Siliconöl bezeichnet. Mit der wachsenden
Kettenlänge nimmt auch die Viskosität zu und Siliconfette entstehen.
Bei mäßigen Vernetzungen der Kettenmoleküle führt zu
elastischen Produkten – dem Siliconkautschuk. Sind die Vernetzungen der
Moleküle stärker, sind es Siliconharze.
Die Vernetzungen können beispielsweise wie rechts im Bild aussehen.